Pölstal
Bezirk Murtal

Archäologie im Schloss Hanfelden: Auch heuer wieder interessante Fundstücke geborgen

„Tag der offenen Tür“ hieß es in der vergangenen Woche im Schloß Hanfelden in Unterzeiring. Hunderte interessierte Besucher nutzten die Gelegenheit, sich von den Ergebnissen der archäologischen Grabungen und Untersuchungen der letzten Wochen ein Bild zu machen. Die Forschungen wurden vom Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien unter der Leitung von Professor Claudia Theune-Vogt in Kooperation mit dem Interdiszipinären Arbeitskreis Schloss Hanfelden durchgeführt. Die örtliche Grabungsleitung hatte Iris Winkelbauer inne, die Restaurierung der archäologischen Funde wurd von Robert Fürhacker durchgeführt.

Das Schloss Hanfelden wird seit 2016 archäologisch untersucht, wobei die Arbeiten mit den notwendigen konservatorischen Maßnahmen an dem Bauensemble abgestimmt werden. Im Sommer 2017 erfolgten die Untersuchungen im Zuge einer 4-wöchigen Lehrgrabung, an der 16 Studierende der Universität Wien teilnahmen. In den folgenden Jahren werden die archäologischen Forschungen fortgesetzt.

Langfristig geplant sind eine Überprüfung und Ergänzung der bereits vorhandenen Bauaufnahme aller Räumlichkeiten des Schlosses. In diesem Zusammenhang sollen auch die zahlreichen Graffiti erfasst werden. In Kooperation mit der Universität für Bodenkultur werden dendrochronologische Proben für eine exakte zeitliche Bestimmung verschiedener Baukörper entnommen und diese zeitlich bestimmt.

Über die Ergebnisse der heurigen archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen informierte Robert Fürhacker: „Nachdem 2016 in einer zweiwöchigen Kampagne eine Küche im Erdgeschoß des Schlosses sowie Teile der Pflasterung im Innenhof und vor dem Nebengebäude untersucht wurden, lag das Hauptaugenmerk der diesjährigen archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen auf der barockzeitlichen Eingangssituation in der Südfassade des Schlosses und dem spätmittelalterlichen Nebengebäude. Bei den Ausgrabungen wurde im Torbereich in rund 25 cm Tiefe eine barocke Steinpflasterung mit Entwässerungsrinne aufgedeckt. Diese läuft vom Innenhof des Schlosses nach draußen und diente dazu, das anfallende Regenwasser der Dachflächen aus dem Innenhofbereich des Schlosses abzuleiten.“             Im Nebengebäude standen die zwei Räume des Erdgeschoßes im Mittelpunkt der Untersuchungen. Ziel war es die Errichtungszeit, die Bauabfolge und die Funktion der Räumlichkeiten zu erforschen. Dafür wurde von den Studierenden das Bodeniveau der letzten Nutzungsphase freigelegt, wobei in einem der beiden Räume ein Holzboden zum Vorschein kam. Aufgrund verschiedener Hinweise kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei diesem Gebäude zumindest in Teilen um einen ehemaligen Pferdestall handeln dürfte.

Auch in diesem Jahr konnte zahlreiches Fundmaterial geborgen werden. Nicht nur die aus dem Nebengebäude stammende spätmittelalterliche Keramik und das Bodenfragment eines gotischen Nuppenbechers aus Glas oder zahlreiche Münzen sind von besonderer Bedeutung, sondern auch jüngere und jüngste Funde, welche alle Nutzungsphasen des Schlosses bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts – dieses wurde bis in die 1970er-Jahre bewohnt – beleuchten, erlauben einen Einblick in das einstige Leben im Schloss.

Wie bereits 2016 wurden auch in diesem Jahr erste Ergebnisse der aktuellen archäologischen Forschungen im Rahmen eines „Tags der offenen Tür“ präsentiert und Führungen durch das Schloss angeboten. Hunderte Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung fanden sich ein und konnten die aufgedeckten Befunde sowie ausgewählte Fundstücke in Augenschein nehmen. Auch für das leibliche Wohl wurde gesorgt.

 

Waldhuber